Datum: 01. Oktober 2025
Fragmentarische Ausgangspunkte
- Domizil als Ware
- Rost der Gemeinschaft
- AnonymitÀt im MietverhÀltnis
- Wiederbelebung der Netzwerke
- Stimmen der ZwischenrÀume
Einleitung
Der Tagebucheintrag hebt ein Paradoxon hervor: Wohnraum wird zur temporĂ€ren Ware, Bewohner*innen zu flĂŒchtigen Akteuren in einer Welt des Wandels.
Das Bild des âRostsâ markiert den Verfall von Gemeinschaften, nicht nur rĂ€umlich, sondern sozial, emotional, institutionell.
Die Analyse entfaltet sich in drei Ebenen:
- Struktur â Markt, Politik, soziale Rahmenbedingungen
- Wahrnehmung & Psychologie â Erfahrung, Bindung, IdentitĂ€t
- Möglichkeiten â Perspektiven fĂŒr neue Formen von Gemeinschaft
I. Struktur: Wohnmarkt, Ungleichheit, Gemeinschaftsverfall
1. Wohnraum als Motor sozialer Ungleichheit
Wohnraum wird zunehmend finanzielles Produkt. Mietpreise steigen, Spekulation nimmt zu, Privatisierung schwÀcht die soziale StabilitÀt.
- Einfache ErklĂ€rung: Wer viel zahlen muss oder hĂ€ufig umziehen muss, hat weniger Sicherheit und weniger Kraft fĂŒr Nachbarschaft.
Quelle: Hochstenbach, C. (2025). Housing as an engine of inequality and the role of policy.
Housing Studies. https://doi.org/10.1080/19491247.2024.2444043
2. Der Verfall der Communities
Das Bild des âRostsâ verweist auf Zerfall: Fabriken schlieĂen, Vereine verschwinden, Nachbarschaftsnetzwerke brechen ab.
- Einfache ErklÀrung: Wenn Arbeit und Treffpunkte verschwinden, zerbröseln auch die Gemeinschaften.
Quelle: Murphy, A. K. (2017). Divided we fall? Deindustrialization, inequality, and the urban poor.
Journal of Regional Science, 57(1), 136â160. https://doi.org/10.1111/jors.12664
3. Stigmatisierung und Ausgrenzung
Mieterinnen gelten oft als âweniger anstĂ€ndigâ als EigentĂŒmerinnen. Dieses Stigma prĂ€gt Selbstwert und Nachbarschaft.
- Einfache ErklĂ€rung: Wer ânurâ Mieter ist, wird oft abgewertet.
Quelle: Kirkness, P. (2014). Housing Stigmatization: A General Theory.
Housing, Theory and Society, 31(1), 25â43. https://doi.org/10.1080/14036096.2013.830985
4. Gentrifizierung und VerdrÀngung
Neue, wohlhabendere Gruppen ziehen ein. Alteingesessene verlieren Zugehörigkeit, selbst wenn sie nicht direkt umziehen mĂŒssen.
- Einfache ErklĂ€rung: Auch ohne Umzug kann man sich fremd im eigenen Viertel fĂŒhlen.
Quelle: Golio, A. J. (2025). Whose Neighborhood Now?
Social Problems. https://doi.org/10.1093/socpro/spaf014
II. Wahrnehmung & Psychologie: Gemeinschaft erleben oder verlieren
1. WohnstabilitÀt und Wohlbefinden
Stabile WohnverhÀltnisse senken Stress, instabile erhöhen Unsicherheit.
- Einfache ErklĂ€rung: Wer öfter umziehen muss, fĂŒhlt sich weniger zuhause.
Quelle: Dickson-GĂłmez, J., et al. (2017). The effects of housing status, stability, and the social environment on health outcomes.
Journal of Health Care for the Poor and Underserved, 28(4), 1438â1456. https://doi.org/10.1353/hpu.2017.0132
2. Anonymisierung
Kurzfristige MietverhĂ€ltnisse fĂŒhren zu fehlender Bindung. Vertrauen und gegenseitige Hilfe werden seltener.
- Einfache ErklÀrung: Wenn Nachbarn stÀndig wechseln, baut man keine Freundschaften auf.
3. Stimmen der Anonymen
Qualitative Forschung zeigt: Betroffene erzÀhlen von Verlust, Anpassung, Widerstand.
- Einfache ErklĂ€rung: Zahlen erklĂ€ren viel, Geschichten erklĂ€ren GefĂŒhle.
III. Möglichkeiten: Gemeinschaft neu denken und stiften
1. Systemische AnsÀtze
Gemeinschaftsverfall ist Teil gröĂerer Wechselwirkungen. MaĂnahmen mĂŒssen auf mehreren Ebenen ansetzen: Politik, Infrastruktur, Kultur.
Quelle: Reno, R. (2019). A systems approach to social disintegration.
National Affairs, 41(Fall), 14â29.
2. Lokale Initiativen
NachbarschaftsgÀrten, Genossenschaften, Kulturvereine wirken als Keimzellen neuer Bindung.
- Einfache ErklĂ€rung: Kleine Projekte können groĂes Vertrauen wachsen lassen.
3. Narrative der Zugehörigkeit
Sprache stiftet IdentitĂ€t. Aus ânur Mieterâ kann werden: âWir alle sind Teil der Stadtâ.
4. Partizipative Forschung
Tagebuch, Interviews, gemeinsames Forschen mit Bewohner*innen.
- Einfache ErklÀrung: Die Betroffenen sollen selbst zu Forschenden werden.
Zitationsvorschlag (APA)
Dorfzwockel. (2025, [Datum einsetzen]). Tagebucheintrag: Der Dialog ĂŒber das Wohnen und der Rost der Communities.
Unveröffentlichtes Manuskript.
Literaturverzeichnis (APA, Auswahl)
Dickson-GĂłmez, J., Hilario, H., Rigg, K. K., & Martinez, D. (2017).
The effects of housing status, stability and the social environment on health outcomes.
Journal of Health Care for the Poor and Underserved, 28(4), 1438â1456. https://doi.org/10.1353/hpu.2017.0132Golio, A. J. (2025). Whose Neighborhood Now? Gentrification and Community Life in Low-Income Urban Neighborhoods.
Social Problems. https://doi.org/10.1093/socpro/spaf014Hochstenbach, C. (2025). Housing as an engine of inequality and the role of policy.
Housing Studies. https://doi.org/10.1080/19491247.2024.2444043Kirkness, P. (2014). Housing stigmatization: A general theory.
Housing, Theory and Society, 31(1), 25â43. https://doi.org/10.1080/14036096.2013.830985Murphy, A. K. (2017). Divided we fall? Deindustrialization, inequality, and the urban poor.
Journal of Regional Science, 57(1), 136â160. https://doi.org/10.1111/jors.12664Reno, R. (2019). A systems approach to social disintegration.
National Affairs, 41(Fall), 14â29.
Archivnotiz
âDer Dialog ĂŒber das Wohnen: Ein Spiegelbild der VerĂ€nderungen in unserer Gesellschaft und der Communities.â
(Dorfzwockels Ăberlegungen, 2023)
Meta-Kommentar:
Der Text selbst ist bereits ein Keim der Gemeinschaft: Theorie, Reflexion und Stimme des Anonymen greifen ineinander.