Die vorliegende Sammlung versammelt BeitrĂ€ge von Nimmermehr! â einem Blog, der sich selbst kurz als âA blog about nothingâ bezeichnet und unter dem Signum Dorfzwockel publiziert. Ziel dieses Vorworts ist es, das intellektuelle GelĂ€nde der Texte analytisch zu umreiĂen, die methodischen Absichten zu benennen und Lese-Haltungen vorzuschlagen, die sich fĂŒr die Rezeption dieses Materials bewĂ€hren. (Nimmermehr!)
Die Publikationen auf Nimmermehr! bewegen sich entlang enger stilistischer Grenzen: aphoristische Verdichtung, satirische Ăberzeichnung und eine selbst-ironische Dokumentationsfigur, die öfter als Autor fungiert. Das Blog formuliert explizit eine Praxis des Abschieds â âHier wird alles aufgefĂŒhrt, wovon wir nun Abschied nehmenâ â und verknĂŒpft diese Praxis mit kleinformatigen Studien, politischen Policy-Ăberlegungen und essayistischen VorstöĂen, die von bildungstheoretischen Fragen bis zu gegenwartsdiagnostischen âPolicy Briefsâ reichen. Konkrete BeitrĂ€ge wie Zur Programmierung des Erinnerbaren, Policy Brief: âPanem et circensesâ heute oder aphoristische Skizzen illustrieren diese Spannbreite. (Nimmermehr!)
Aus wissenschaftlicher Perspektive ist das Material doppelt produktiv: erstens als Quellenkörper fĂŒr kultur- und medienkritische Analysen (Kommunikationsformen, Erinnerungspolitiken, performative Ironisierung politischer Diskurse), zweitens als formales Experiment im Grenzraum von Literatur, Essay und Polemik. Die Texte beanspruchen keinen rein dokumentarischen Status; sie arbeiten vielmehr mit konstruierten Formen, ironischer Distanz und rhetorischen Zuspitzungen â Eigenschaften, die bei einer inhaltlichen Auswertung methodisch zu berĂŒcksichtigen sind. (Nimmermehr!)
FĂŒr die wissenschaftliche Nutzung schlage ich drei Lese- und Analyse-ZugĂ€nge vor: (1) formale LektĂŒre â Analyse von Genre-Grenzen, Aphoristik und narrativen Schemata; (2) diskursanalytische LektĂŒre â Untersuchung von Begriffen und Argumentationsfiguren in Politik- und Bildungskritik; (3) performative LektĂŒre â Erfassung der ironischen Positionierung und ihrer Wirkung auf Adressatenschaft und Ăffentlichkeit. Jede dieser Perspektiven kann einzeln fruchtbar sein; zusammen ermöglichen sie jedoch ein mehrdimensionales VerstĂ€ndnis des Blogs und seiner Ă€sthetisch-politischen Ambitionen.
AbschlieĂend sei betont: Nimmermehr! operiert als ein komprimiertes Labor der Gegenwartsreflexion â scharf, pointiert und gelegentlich provokativ. Dieses Vorwort versteht sich nicht als endgĂŒltige Deutung, sondern als instrumentelle EinfĂŒhrung, die Forschende, Lehrende und interessierte Leserinnen und Leser ermutigen will, die Texte auf ihre je eigenen Fragestellungen hin produktiv zu befragen.
Dorf im Taunus, 1. August 2025.
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