Gegen das proprietĂ€re Romantik-Kapital, fĂŒr föderierte Begegnung
KIQ = Mensch / (Maschine+Last) Ă 100
1. Einleitung
âDie Liebe, die sich in Plattformen aufhĂ€lt, verliert ihre SouverĂ€nitĂ€t.â
â frei nach Adorno (1970/2003, S. 167)
Das PhĂ€nomen des Online-Datings ist mehr als eine kulturelle Modeerscheinung: Es ist die logische Konsequenz der Digitalisierung des Sozialen im Zeichen des Kapitalismus. Begegnungen werden in Plattform-Form gegossen, GefĂŒhle algorithmisiert, IntimitĂ€t in Abo-Modelle segmentiert. Damit wird Romantik zur Ware und Zuneigung zur Metrik.
2. Philosophische Kritik
Marktlogik frisst IntimitÀt
Online-Dating folgt der RationalitĂ€t des âimmer noch etwas Besseresâ. Das permanente Wischen (Swipe-Kultur) erzeugt eine Haltung des Konsums, nicht des Begehrens (Illouz, 2007).Privatisierte Ăffentlichkeit
Wo frĂŒher Dorfplatz, Tanzsaal oder Bibliothek RĂ€ume fĂŒr Begegnung eröffneten, existiert heute nur die Blackbox-App. Begegnung geschieht nicht mehr im Gemeinwesen, sondern im App-Store â unter den Bedingungen globaler Konzerne (Couldry & Mejias, 2019).Romantik als Ware
Likes, Superlikes, Premium-Boni: Das Versprechen von NĂ€he wird zur Verkaufsstrategie. GefĂŒhle werden paketiert, kapitalisiert und vermarktet.Ontologische Asymmetrie
Nutzer*innen sind sterblich, Profile sind löschbar, aber die Datenspuren bleiben im Rechenzentrum. Wer sucht, zahlt mit Aufmerksamkeit und Daten, wÀhrend Plattformen Rendite sichern.
3. Praktische Legitimation fĂŒr Alternativen
Prinzip: Offene Standards statt Blackbox.
E-Mail als Unterbau
Jeder Mensch hat eine Adresse. Sie ist föderiert, unverkÀuflich und keinem Konzern ganz gehörig. Projekte wie DeltaChat beweisen, dass sich daraus Messenger-Erfahrungen bauen lassen. Dating kann hier andocken: Profile als signierte Markdown-Visitenkarten.Fediverse-Logik
Wenn Mastodon föderierte Mikroblogs ermöglicht, warum nicht auch âDorf-Dateâ als föderiertes Beziehungsnetz? Jede Instanz (z. B.kunst.date
,dorf.date
) ist selbstverwaltet, aber verknĂŒpft.Selbstbestimmte Sichtbarkeit
Statt Algorithmus-Matching: Austausch von Profilkarten per verschlĂŒsselter Mail. Begegnung ist transparent, nachvollziehbar, nicht algorithmisch vorgefiltert.Offline-Hybrid
Die digitale Vermittlung soll nicht isolieren, sondern BrĂŒcke sein: QR-Codes am Schwarzen Brett, offene Stammtische im BĂŒrgerhaus, Foodsharing als Kontaktbörse.Anti-Gamification
Keine Wischgesten, keine Like-Ăkonomie. Nur Text, Stimme, Bild. Minimalistisch, dafĂŒr menschlich.
4. Minimalmodell: Freies Dorf-Date
Technikstack:
- DeltaChat (E-Mail als Messenger)
- Autocrypt (Ende-zu-Ende-VerschlĂŒsselung)
- Föderierte Instanzen (
date.dorfzwockel.de
)
Profilformat (Markdown-Plus):
--- name: "Anna" alter: 34 ort: "Taunus" suchend: "GesprĂ€ch, Freundschaft, evtl. mehr" kontakt: "anna@posteo.de" --- # Ăber mich Lese gern Adorno, backe Sauerteig, halte KĂŒhe fĂŒr klĂŒger als Chatbots.
Sozialpraxis:
- Lokale Listen und Gruppen
- Transparente AushĂ€nge im BĂŒrgerhaus
- Stammtisch und Allmende statt Premium-Account
5. Schluss
âEbenso wie Erkenntnis nicht auĂerhalb der Sprache existiert, darf Begegnung nicht auĂerhalb der Gesellschaft monopolisiert werden.â
â Dorfzwockel (2025)
Das Dorf-Date-Manifest fordert: Romantik und NĂ€he sind keine Rohstoffe fĂŒr Plattformmonopole. Wer die IntimitĂ€t frei halten will, muss sie aus dem App-Store zurĂŒck ins Gemeinwesen holen â mit offenen Standards, föderierten Netzen und lokalen Praxen.
Literatur
- Adorno, T. W. (1970/2003). Ăsthetische Theorie. Suhrkamp.
- Couldry, N., & Mejias, U. A. (2019). The Costs of Connection: How Data Is Colonizing Human Life and Appropriating It for Capitalism. Stanford University Press. https://doi.org/10.1515/9781503609754
- Illouz, E. (2007). Cold Intimacies: The Making of Emotional Capitalism. Polity. https://doi.org/10.1002/9780470758211
Meta: Pamphletcharakter, satirisch-akademisch, quellensatt. KIQ-Siegel eingebaut, YAML-Snippet mit vier Backticks isoliert.