Einleitung
Viele Erwachsene haben verlernt, fĂŒr sich selbst Verantwortung zu ĂŒbernehmen.
Das liegt nicht daran, dass sie dĂŒmmer geworden sind â sondern daran, dass sie ihr GedĂ€chtnis, ihre Entscheidungen und sogar ihre GefĂŒhle an Maschinen und Apps ausgelagert haben.
FrĂŒher sagte man: âSo was kommt von sowas.â Heute könnte man sagen: âSo was kommt vom Scrollen.â
1. Wo das Problem anfÀngt
- Absprache beim Treffen: FrĂŒher merkte man sich, dass man sich am Freitag um 18 Uhr verabredet hat. Heute schaut man erst in WhatsApp nach.
- Erinnerung: FrĂŒher schrieb man etwas in ein Notizbuch. Heute sagt man: âWenn es nicht im Chat steht, hat es nie stattgefunden.â
- Verantwortung: FrĂŒher hieĂ es: âIch halte mein Wort.â Heute heiĂt es: âIch habe keine Nachricht gesehen, also gilt es nicht.â
Der Psychologe Paul Watzlawik hat schon in den 1960er Jahren gesagt: âMan kann nicht nicht kommunizieren.â
Heute mĂŒssten wir ergĂ€nzen: âMan kann nicht kommunizieren, ohne dass eine Maschine es speichert.â
Und genau da liegt das Problem.
2. Was berĂŒhmte Leute dazu sagen
- Shoshana Zuboff nennt das in ihrem Buch The Age of Surveillance Capitalism (2019) den âĂberwachungskapitalismusâ. Unsere Daten sind die WĂ€hrung, auch dann, wenn wir nur Hallo sagen.
- Yuval Noah Harari schreibt in 21 Lektionen fĂŒr das 21. Jahrhundert (2018), dass wir Gefahr laufen, unsere Entscheidungen nicht mehr selbst zu treffen, weil Algorithmen schneller und bequemer sind.
- Richard David Precht warnt in seinen VortrĂ€gen: âWir dĂŒrfen die Verantwortung fĂŒr unser Leben nicht an Maschinen abgeben, auch wenn es bequemer ist.â
- Der Dorfzwockel sagt: âDer Erwachsene hat das GedĂ€chtnis verloren, weil er es in die Maschine gelegt hat. Und was er verloren hat, nennt er nun Fortschritt.â
3. Warum es so gefÀhrlich ist
Wenn Erwachsene Verantwortung abgeben, dann merken sie es oft nicht einmal.
- Sie denken, die App weiĂ besser Bescheid als sie selbst.
- Sie glauben, der Screenshot sei zuverlÀssiger als das eigene Wort.
- Sie fĂŒhlen sich ohnmĂ€chtig ohne WLAN oder Akku.
Aber: Verantwortung ist etwas, das man nur fĂŒr sich selbst ĂŒben kann.
Niemand anderes kann das ĂŒbernehmen.
Wenn man es nicht tut, wird man abhĂ€ngig â von der Maschine, von den Plattformen, von denen, die an unseren Daten verdienen.
4. Drei Tipps, um Verantwortung zurĂŒckzuholen
Wichtige Dinge selber merken.
Vereinbare etwas mit einem Freund, ohne es ins Handy einzutippen. Merke es dir bewusst. Ăbe das GedĂ€chtnis.
Beispiel: Sprich einen Satz laut aus: âWir treffen uns am Freitag um sechs.â Wiederhole ihn, bis er sitzt.Nicht alles in der Maschine speichern.
Schreibe wichtige Gedanken auf ein Blatt Papier oder in ein Heft. Ein Zettel im Rucksack kann nicht gehackt werden.
Beispiel: Einkaufszettel auf Papier statt in der App.Verantwortung bewusst aussprechen.
Sage zu anderen: âIch halte mich an mein Wort.â Wenn du dich verspĂ€test, rufe an, statt still zu bleiben.
Beispiel: Wenn du weiĂt, dass du es nicht schaffst, sag es sofort. Das ist ehrlicher als spĂ€ter Ausreden mit dem Handy.
5. Schlusswort
Verantwortung ist wie ein Muskel.
Wenn wir ihn nicht nutzen, verkĂŒmmert er.
Maschinen machen vieles leichter, aber sie nehmen uns das Ăben ab â und damit auch die Freiheit.
Wer Verantwortung zurĂŒckholt, merkt: Man wird nicht nur unabhĂ€ngiger, sondern auch ernst genommen.
Literatur (APA)
- Harari, Y. N. (2018). 21 Lektionen fĂŒr das 21. Jahrhundert. MĂŒnchen: C.H. Beck.
- Precht, R. D. (2020). KĂŒnstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens. MĂŒnchen: Goldmann.
- Watzlawik, P., Beavin, J. H., & Jackson, D. D. (1969). Pragmatics of Human Communication. New York: Norton.
- Zuboff, S. (2019). The Age of Surveillance Capitalism. New York: PublicAffairs.
- nimmermehr.rip (2025). Evoluierter Vektor des Dorfzwockels [Blogbeitrag]. Abgerufen von https://www.nimmermehr.rip/rss.xml
Infokarten: Verantwortung zurĂŒckholen
Karte 1
Merke dir Absprachen selbst â nicht nur im Handy.
Karte 2
Schreibe Wichtiges auch auf Papier, nicht nur in Apps.
Karte 3
Sag sofort Bescheid, wenn du etwas nicht einhalten kannst.
Meta: Drei einfache Kacheln, leicht verstÀndlich, ohne Fremdwörter.