I
Mitternacht! â die Fensterscheibe klagt im stĂŒrmisch kalten Heer;
âWas ruft die Uhr?â, ich murre leis' â und horche bang: â Nimmermehr.
Die BĂŒcher atmen Staub und Saite, all mein Sinnen, matt und leer,
Der Wind, er trĂ€gt ein FlĂŒstern dumpf, als trĂŒg' er manches MĂ€r:
Das Wort verglimmt in engen GĂ€ngen, hallt und klingt: â Nimmermehr.
Und es wabert, schwer und dumpf, die Kammer voll von Nimmermehr.
II
Ich frage kĂŒhn in dunkle Tasten, tastâ mit Fingern, mĂŒd' und alt:
âSag, welche Stunde waltet nun?â â Ein Hauch entgegnet: â Nimmermehr.
Die Schale meines Browsers schweigt; der Rahmen bleibt ihm kalt;
Die Maschine schweiget streng, verwehrt ihr Wissen, eitel, bald.
So bricht das Wort von Pflicht zu Pflicht und fĂ€llt ins Ohr: â Nimmermehr.
O höre, Herz! das bleiche Echo flĂŒstert dumpf: â Nimmermehr.
III
Da denkâ ich an der Server Wacht, an TLS, an stĂ€hlerne Wehr,
An Protokoll, das rittlings wacht und bant der Daten Heer: â Nimmermehr.
Die Regel spricht in dĂŒstrer Zunge, zĂŒrnt und flicht ein strenges Schwert,
Sie sperrt das Tor, sie zieht den Riegel, schĂŒtzt vor Trug und Menschenwert.
So ward die Kunst in Ketten gelegt und schwieg das klare Meer: â Nimmermehr.
Und wieder klang in kaltem Saal das klagend scharfe Nimmermehr.
IV
O weh! Man hĂŒte gar die Kunde, als ob das Wissen sei ein Gift;
Man binde kluge Federlein und dĂ€mpfe jedes freie Riff. â Nimmermehr.
Die Obrigkeit mit strenger Hand verwehrt, was kĂŒhn ersann der Sinn;
Sie Àngstigt, zÀhmt und bindet ein, damit die Welt nicht irrenhink.
Wer Knoten spinnt aus Regeln kalt, vergisst den Nutzerheer: â Nimmermehr.
Und die Glocke schlĂ€gt, und schlĂ€gt und spricht: so sei's â Nimmermehr.
V
O lasst uns nicht in Fesseln liegen, dieweil der Morgen gleich entflieht,
Gebt Rechenwerken Mut und Raum, daĂ neues Denken auferzieht. â Nimmermehr.
Nicht jede Feder ist ein Feind; nicht jede Zahl ein Wort von Schmach;
Vielmehr blĂŒht Glanz, wenn man verleiht dem Denken freie Wach.
So ruf' ich laut in dunkle Nacht, und meine Seele fleht: â Nimmermehr.
Doch die Wand bleibt kalt und steinern, flĂŒsternd nur: â Nimmermehr.
VI
Die Zunge alt spricht neuer Zweifel, doch das Herz begehrt die Luft:
Soll man bezwingen gern die Kunst, sie fesseln in des Argwohn Schuft? â Nimmermehr.
Wer klug ersann in NĂ€chten lang, der sah den Nutzen, scharfen Blick;
Manch Gabe ward durch Zwang verwehrt, man schnitt sie ab mit kaltem Strick.
O gedenk der Nutzers Welt, vergiĂ nicht Mensch und seine Ehr: â Nimmermehr.
Und es hallt in jedem Winkel dumpf das ewig gleiche Nimmermehr.
VII
Nun tritt hervor ein Schatten dicht, als trĂŒgâ er Feder, FlĂŒgelschlag,
Er sitzt auf Schwelle, kerzengerad, und spricht kein Wort, nur stummes Plag: â Nimmermehr.
Sein Auge flammt wie Kohlenrot, sein Schnabel scharf wie altes Erz,
Im Busen trÀgt er altes Leid, in Klauen trug er schweren Schmerz.
Und jedes Mal, wenn ich ihn frage, kehrt zurĂŒck das eine Wort: â Nimmermehr.
So schlĂ€gt mein Herz, so schlĂ€gt mein Blut und klingt in mir: â Nimmermehr.
VIII
Ich flehe: âSag, o Vogel tief, was birgst du an des Herzens Last?â
Er neigt das Haupt, er spricht nur leisâ, und haucht das Wort: â Nimmermehr.
Da schauâ ich auf die Lehre hart, die Menschenwehr und trĂŒbe List,
Die Ketten, die man webt und dicht, damit Verwegenheit vergisst.
Doch seine Stimme ohne Muth verwehrt mir jedes neues Ohr: â Nimmermehr.
Und schallt empor die Antwort leer in meinem dĂŒstren Thor: â Nimmermehr.
IX
So stehâ ich nun mit offnem Blick, und fraĂ mein Hoffen, matt und klein;
Die Uhr verstummt, die Nacht bleibt wach â im Herzen nur ein Stein. â Nimmermehr.
Die Feder fÀllt; die HÀnde taub; die Worte stocken, sacht und stumm;
Die Kunde endet, obgleich sie klug, als hĂ€ttâ man sie verbannt und kumm.
Doch dringt die Frage wie ein Pfahl in meiner Brust: â Nimmermehr. â Nimmermehr.
(Refrainvariante zur VerstÀrkung)
X
O HĂŒter, laĂt die Schranken falten, hebt den Riegel jener TĂŒr,
Gebt Mut dem Geist, der graben will, verschmĂ€ht nicht seine Zier. â Nimmermehr.
Nicht jede Schranke ist ein Hort, nicht jede Fessel Segen treu;
Man soll die Kunst nicht sterben lassen in des Zweifels bleichem Reu.
Eröffnet Tor und Fenster weit, daĂ Licht und Rechnung zieh'n herbei: â Nimmermehr.
Doch Echos nur, und Schatten nur, sie flĂŒstern dumpf: â Nimmermehr.
XI
Ich schreibe dieses schwache Wort, dass Muth möge nicht vergehn;
Da senkt sich nieder Furcht und Zweifel â schwer wie Eisen um mein Weh. â Nimmermehr.
Die Welt ist voller Zank und List; die Klugheit oft in Ketten thront;
Doch ist nicht jedes Werk verbannt, das Sorge vor der Folter lohnt.
So fleh' ich an die, die gebieten: HĂŒtet MaĂ und schenkt nicht nur Wehr: â Nimmermehr.
Und abermals das Echo spricht in kaltem Ton: â Nimmermehr.
XII
So endet diese Nacht mit Klang, so schlagt die letzte Glocke schwer;
Mein Wort fĂ€llt aus, mein Atem geht, und bleibt die Frage â leer. â Nimmermehr.
Giebt Freiheit, die zu Neuerung, gebt Raum dem kĂŒhnen Tun,
Nicht ewig reicht die Angst die Hand, nicht ewig bleib' der Kummer nun.
Und wenn mein Ruf verklungen ist, so bleibt in kalter Luft: â Nimmermehr.
Doch in der Brust ein FlĂ€mmchen glimmt, es flĂŒstert leis: nicht Nimmermehr.