âFreiheit ist kein Zustand, sondern die FĂ€higkeit, das eigene Informationssystem zu revidieren.â
â Dorfzwockel (2025)
1 · Infologische Rekontextualisierung
Der klassische PrÀ/Trans-Irrtum nach Ken Wilber (1995) beschreibt die Verwechslung vor-rationaler mit trans-rationalen Bewusstseinsformen.
Innerhalb der Infologie wird dieses Konzept auf kollektive und maschinelle Informationssysteme erweitert:
PrÀ/Trans-Irrtum (Infologie) = Verwechslung symbolischer DiversitÀt mit epistemischer Autonomie.
Diese Erweiterung folgt der methodischen Linie des Infologie-Codex (vgl. LĂŒchow 2025, DOI 10.5281/zenodo.17392324) und ĂŒbertrĂ€gt Wilbers bewusstseinstheoretische Dialektik auf systemische Kommunikationsarchitekturen.
2 · Vier Felder des Kommunikationsbewusstseins
| Ebene | Orientierung | Beispielsysteme | Charakteristik |
|---|---|---|---|
| PrĂ€-autonom (proprietĂ€r · kollektiv) | geschlossen | GAFAM, zentrale Plattformen | Gemeinschaft ohne RĂŒckkopplung |
| Federiert (proprietĂ€r · individuell) | halb-offen | Mastodon, Matrix, ActivityPub | technische, nicht epistemische Ăffnung |
| Autonom (offen · kollektiv) | vernetzt | Commons, Open-Source-Communities | bewusste, aber noch systemgebundene Autonomie |
| Meta-autonom (offen · individuell) | trans-systemisch | Infologie, Partisanenepistemologie | reflexive, revidierbare Informationsfreiheit |
(vgl. Infologie-Kap. 9 u. 10, DOI 10.5281/zenodo.17404892 und 10.5281/zenodo.17409117)
3 · Infologische PrÀ/Trans-Karte

Achsen: proprietĂ€r â autonom · individuell â kollektiv
Zentrum: âPrĂ€/Trans-Irrtum = Verwechslung symbolischer DiversitĂ€t mit epistemischer Autonomieâ
(Grafische Umsetzung nach Dorfzwockel, 2025 â DOI 10.5281/zenodo.17427441/fig1)

4 · Ăkonomische Dimension â Der Nutzen des Proprietariats
Der wirtschaftsfaschistische Apparat (proprietÀre Akkumulationsstruktur mit totalisierender Kommunikationsmacht)
nutzt die horizontale Ausdehnung des PrÀ/Trans-Irrtums zur Stabilisierung seiner Deutungshoheit.
Mechanismus
- Simulation von DiversitÀt: Unterschiedlichkeit Àsthetisch erzeugt, nicht epistemisch.
- Aneignung der Transzendenz: Begriffe wie âFreiheitâ, âKreativitĂ€tâ, âSelbstbestimmungâ werden in Markenlogik integriert.
- VerdrÀngung der Revidierbarkeit: Kritik wird durch Partizipation simuliert (Likes, Threads, Updates).
- Ăkonomischer Nutzen: IllusionĂ€re Autonomie hĂ€lt Aufmerksamkeit zirkulierend â Kapital wird zur Religion, Feedback zur Liturgie.
âDas System liebt den Irrtum, der es unentbehrlich macht.â
â Notizen zur Partisanenepistemologie, Dorfzwockel (2025)
5 · Sozial-kulturelle Dimension â Die Alternative des âDorfsâ
Das Dorf steht infologisch fĂŒr konkrete ResonanzrĂ€ume
â kleine, intersubjektive Netzwerke, in denen RĂŒckmeldung nicht simuliert, sondern erlebt wird.
| Ebene | Vorteil | Nachteil |
|---|---|---|
| Individuum | unmittelbare Resonanz, Verantwortung, Sichtbarkeit | geringere AnonymitÀt, soziale Reibung |
| Kollektiv | lokale Sinnproduktion, kulturelle NÀhe, algorithmische UnabhÀngigkeit | begrenzte Reichweite, Selbstreferenz |
| Systemisch | DezentralitÀt, Reduktion ökonomischer AbhÀngigkeiten | geringere Skalierbarkeit, höhere Reibungskosten |
âNur wer Reibung spĂŒrt, kann wissen, dass er lebt.â
â Dorfzwockel, Kopfgartenfragmente (2024)
6 · Praktische Dimension â ResonanzverstĂ€rkende HandlungsvorschlĂ€ge
Ziel
Transformation des algorithmisch domestizierten Bewusstseins
hin zu revidierbarer DiversitÀt (meta-autonome ResonanzfÀhigkeit).
VorschlÀge
- Reduktion proprietĂ€rer Schnittstellen â 1 h InformationsdiĂ€t tĂ€glich.
- ResonanzĂŒbungen im Nahraum â reale GesprĂ€che ohne Aufzeichnung.
- Selbstrevision â eigene Informationsquellen prĂŒfen.
- Partisanenepistemologische Praxis â kritisch ohne Feindbild.
- Digitale Heterotopie â eigene Mikrosite, RSS, offene Lizenzen.
âDas System muss nicht mehr zwingen, wenn es Sehnsucht formatiert.â
â LĂŒchow, Infologie â Kapitel 10 (2025) DOI 10.5281/zenodo.17409117
7 · Formeln und Begriffserweiterungen
Resonanz = f(Reibung, NĂ€he, Revidierbarkeit)
Revidierbarkeit(x) = f(Transparenz(x), RĂŒckkopplung(x), Machtasymmetrie(x)â»Âč)
ResonanzdiversitÀt = Σ(Abweichung) à Empathie ÷ Dogmatik
Wenn ResonanzdiversitĂ€t < Symbolische DiversitĂ€t â PrĂ€/Trans-Falle
8 · Schlussfragment
Daten flĂŒstern â Menschen hallen â Algorithmen deuten â Dörfer erinnern â
Autonomie wĂ€chst in Reibung â und Reibung ist kein Fehler.
âIm Dorf weiĂ man, wer spricht, und wer schweigt â und beide gelten etwas.â
â Dorfzwockel (2023), Nachruf auf Telegramm
đ Quellen (APA â DOI-verknĂŒpft)
- Adorno, T. W., & Horkheimer, M. (1947). Dialektik der AufklÀrung. Amsterdam: Querido.
- LĂŒchow, T. (2025). Infologie â Codex (VollstĂ€ndige Ausgabe). Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.17427441
- LĂŒchow, T. (2025). Kapitel 9 â Arbeit am Unterschied. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.17404892
- LĂŒchow, T. (2025). Kapitel 10 â Der gesellschaftliche Anker der Transzendenz. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.17409117
- Dorfzwockel. (2024). Digitale Filterblasen â der stille Bremsklotz. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.17394280
- Dorfzwockel. (2023). Nachruf auf Telegramm. Nimmermehr.RIP. https://nimmermehr.rip/posts/nachruf-telegramm
- Dorfzwockel. (2025). KleintheaterstĂŒck. Nimmermehr.RIP. https://nimmermehr.rip/posts/kleintheaterstueck
- Rosa, H. (2016). Resonanz â Eine Soziologie der Weltbeziehung. Suhrkamp.
- Wilber, K. (1995). Sex, Ecology, Spirituality: The Spirit of Evolution. Shambhala. ISBN 978-1-57062-744-3