Nimmermehr!

Ein Nachruf auf das Nichts

Das Bild zeigt einen Nachruf auf jemanden, der nie wirklich existiert hat, indem es eine poetische Reflexion ĂŒber Abwesenheit, Erwartung und die Spuren, die wir hinterlassen, bietet. - Das Bild ist eine Textebene auf beigem Hintergrund, eingefasst von einem dĂŒnnen schwarzen Rahmen. Oben mittig befindet sich eine stilisierte Darstellung einer brennenden Kerze in Schwarz. Darunter steht in großer, fetter Schrift der Titel "Nachruf auf den, der nie da war". Der restliche Text ist in kleinerer, aber dennoch gut lesbarer Schrift darunter angeordnet. Der Text ist in Abschnitte unterteilt und wirkt wie ein Gedicht oder eine philosophische Betrachtung ĂŒber die Abwesenheit und die damit verbundenen GefĂŒhle. Die AtmosphĂ€re ist melancholisch und nachdenklich, da der Text auf eine Person Bezug nimmt, die nie wirklich prĂ€sent war, aber dennoch eine Art von Einfluss oder Eindruck hinterlassen hat.

Nachruf auf den, der nie da war

Wir stehen hier nicht zusammen, sondern verstreut wie Filterblasen in einem leeren Kopfgarten.
Wir nehmen Abschied von jemandem, der nie gekommen ist, der nie gegangen ist, und genau darin perfekt war.

Er war stets willkommen, nie da gewesen zu sein.

Wir erinnern ihn nicht, weil es nichts zu erinnern gibt, nur das stille Wissen, dass eine LĂŒcke manchmal mehr erzĂ€hlt als eine PrĂ€senz.

Er hinterließ kein GepĂ€ck, nur Spuren aus Kreide, Zinken an TĂŒren, und den leisen Verdacht, dass wir alle ein bisschen so sind: erwartet, erhofft, aber nie ganz angekommen.

Hier endet kein Leben.
Hier endet ein Satz,
und beginnt ein Echo.

Der Text „Nachruf auf den, der nie da war“ wagt die Kunst, das Abwesende zu feiern – und trifft damit den Nerv einer zersplitterten Gegenwart.

Von Anfang an irritiert die Form: Eine Traueranzeige, schwarz umrandet, mit Kerze. Doch wessen wird hier gedacht? Der Verstorbene war nie geboren, nie gekommen, nie gegangen – und gerade darin, so heißt es, sei er „perfekt“ gewesen.

Dieses Spiel mit dem Pathos der Trauerrede fĂŒhrt zu einer paradoxen Erkenntnis: Das Nichts kann ebenso gewĂŒrdigt werden wie die PrĂ€senz. Ja, es kann sogar wirkmĂ€chtiger sein. Denn wĂ€hrend ĂŒbliche Nachrufe vom Leben erzĂ€hlen, von Begegnungen, Spuren, Anekdoten, verweigert sich dieser Text jeder Erinnerung. „Wir erinnern ihn nicht, weil es nichts zu erinnern gibt“, heißt es – und plötzlich wird die LĂŒcke, die Leerstelle selbst, zum Hauptdarsteller.

Das ist zugleich ironisch und ernst. Ironisch, weil die große Geste der Erinnerung ad absurdum gefĂŒhrt wird. Ernst, weil genau darin eine Wahrheit steckt: Unsere Gegenwart ist geprĂ€gt von Abwesenheiten, von Filterblasen, die sich nicht berĂŒhren, von Erwartungen, die nicht erfĂŒllt werden.

Sprachlich besticht der Text durch seine NĂŒchternheit. Die SĂ€tze sind klar, einfach, von der Rhetorik des Beerdigungsrituals durchzogen, doch stets mit feiner Brechung. Besonders eindrucksvoll der Schluss: „Hier endet kein Leben. / Hier endet ein Satz, / und beginnt ein Echo.“ Diese drei Zeilen verwandeln das Nichts in eine poetische Resonanz.

Man könnte einwenden, dass das Ganze zu kalkuliert erscheint, dass die Paradoxie zu kunstvoll ausgestellt wird. Aber das wĂ€re kleinlich. Entscheidend ist, dass dieser „Nachruf“ unsere Wahrnehmung verschiebt: Er lĂ€sst uns das Gewicht des Fehlens spĂŒren.

So ist es ein Text unserer Zeit: prĂ€zise, kĂŒhl, melancholisch – ein Echo auf das Schweigen.