Nimmermehr!

Motorrad

Der sonntägliche Wahnsinn oder: Wo die Organspender brummen

A so a Sonntag, des is scho was Feins. D'Sonn blinzelt über'n Hühnerstall, da Gockel kräht sei letztes "Guten Morgen", und in da Stubn riacht's nach frischem Kaffee und da Oma ihrm Zopf. A heiliger Friedn, sog i dir. Du sitzt auf da Terrass', d'Füaß hochg'legt, lauschst de Vögel beim Zwitschern und überlegst, ob'd nach'm Mittagessen a kloans Nickerchen im Schatten vom Apfelbaum machst. A Postkarten-Idyll, direkt aus'm Heimatfilm.

Aber dann...

So gegen Zehne fangt's o. Erst is' nur a fernes Surren, wia a bissl a aufg'schreckte Horniss. "Mei," denkst da no, "a Moped halt." Aber des Surren wird lauter. Und no lauter. Es wird zu am Knattern, dann zu am Brüllen, als würd a Bär mit Magenverstimmung durch a Megafon rotzn. Und dann san's do: Die Asphaltschneider!

Da erste schiaßt vorbei, dass da Kaffe aus da Tass' schwappt. In a Lederkombi presst, als müassad er glei a Raketn zum Mond steuern. Kurz drauf da zwoate, da dritte, a ganze Kolonne von de lauten Gesellen. Dicht an dicht, als gäb's an Gruppenrabatt beim Sprit. De heizen do vorbei an unserm frisch g'rechten Gartenzaun, als wär des da Nürburgring und mei Geranienkistl de Zielgerade.

Mei Nachbar, da Sepp, schaut scho übern Zaun. Sei G'sicht – a Mischung aus Grant und ungläubigem Kopfschütteln. Er brüllt rüber: "Hörst des, Ignaz? De san wieder auf da Flucht! Wahrscheinlich is dahoam as Mittagessen no ned fertig!"

I brüll z'ruck: "Na, Sepp! Des san die modernen Ritter! Früher ham's a Rüstung g'habt, heit ham's an Helm und an Auspuff, der lauter is als a Kirchenglockn zur Mettn!"

Am schlimmsten is ja der oane, der immer meint, er muass kurz vor da Ortstafel no amoi runter in ersten Gang schalten, damit's an gscheidn Schnalzer duat. WROOOOM-PENG! – da wackelt's Geschirr im Schrank und d'Katz vom Kirchendach haut's fast runter. I frag mi ja immer, ob de des brauchen für ihr Ego. Vielleicht is des ja a Art Hilferuf? A akustisches "Schaut's her, i bin a ganz a Wilder!"

Nach a Stund is da Spuk meistens vorbei. Dann kehr wieder a Ruah ei, nur unterbrochn vom fernen Brummen da nächsten Horde, de scho im Anflug is. Du sitzt wieder auf deina Terrass', da Kaffee is kalt, da Blutdruck auf 180 und da Traum vom Nickerchen is ausgeträumt.

Und dann denkst da bei dir: "Ach, wär i doch bloß Taubenzüchter worn. De san leise. Und de kackan nur aufs Dach, ned auf'n letzten Nerv." Aber was willsd macha? Is halt Sonntag auf'm Land. A heiliger Friedn – mit Unterbrechungen.