(Teil A: Manifest + Kapitel 1 – 2, Stand 2025-10-20)
Partisanen-Manifest der Infologie
Subjekt zuerst.
Ohne das Erleben des Einzelnen gibt es keine Information – nur Datenreste [^1].Widerstand gegen Glättung.
Reibung, Widerspruch, Unbequemes sind keine Störungen, sondern Quellen von Erkenntnis [^2].Brotlose Kunst = Kernforschung.
Was keinen Marktwert hat, darf nicht als wertlos gelten. Neutralisierung ist Wirtschaftsfetischismus [^3].Quadrantengleichgewicht.
Die Innenperspektive (oben-links) ist systematisch unterversorgt [^4]. Wir setzen Gewicht, bis die Waage knackt.Filterblasen sind Müllpressen.
Subjektives Erleben droht dort zu verschwinden. Infologie hebt es heraus und macht es sichtbar [^5].Wahrheit braucht Person.
Kein Algorithmus, keine Institution kann ersetzen, dass ein Mensch sagt: „So erfahre ich es.“ [^6]Infologie = Partisanenkunst.
Kein neutrales Feld, sondern ein störrischer Eingriff gegen Reduktion, Algorithmus und Marktlogik [^7].
Kapitel 1 – Begriff und Herkunft der Infologie
„Information ist der Moment, in dem Daten zum Erleben werden.“ — Dorfzwockel [^8]
1.1 Historische Lücke
Zwischen Informatik, Informationswissenschaft und Philosophie entstand seit den 1990ern eine Leerstelle [^9].
┌───────────────────────────────┐
│ Informatik → Signal │
│ Wiss. → Retrieval │
│ Wirtschaft → Markt │
│ Infologie → Subjekt │
└───────────────────────────────┘In den Akten der TU Darmstadt (1997) findet sich der Begriff Infologie erstmals als Versuch einer „begleitenden, kontrollierenden Metawissenschaft über Informatik“ (Gremmler-Fuhr, 1997, unveröffentlichtes Manuskript) [^10]. Diese Spur markiert den Übergang von Technik- zu Erlebniswissenschaft.
1.2 Begriffliche Genealogie
- Informationswissenschaft: Speicherung / Retrieval – Objektlogik [^11].
- Informationsphilosophie: Floridi – Infosphäre – ontologisch [^12].
- Informationsethik: Kuhlen – Zugangsrechte – sozial [^13].
- Infologie: Subjekt – Erleben – Reibung – selbstreflexiv [^14].
1.3 Subjektive Begründung
Wilbers Quadrantenmodell (Innen ↔ Außen × Individuell ↔ Kollektiv) zeigt, dass der oben-linke Quadrant (Innen / Individuell) systematisch vernachlässigt ist [^15]. Infologie besetzt genau dort den Boden.
1.4 Arbeitsdefinition
Infologie ist die Lehre von den Bedingungen, unter denen Daten – abhängig von Kontext, Zeit und Vorwissen – zu Information werden, wobei das subjektive Erleben zentrale Referenz bleibt [^16].
Kapitel 2 – Die Quadranten-Perspektive
2.1 Wilbers Landkarte
Innen Außen
Individuell ┌───────┬──────────┐
│ (oben-links) │ │
│ Subjekt/Sinn │ │
Kollektiv │ (unten-links) │
│ Kultur/Werte │ │
│ (oben-rechts) │ │
│ Objekt/Verhalten │ │
│ (unten-rechts) │ │
│ System/Struktur │ │
└───────┴──────────┘Infologie fokussiert die oben-linke Zone – das subjektive Erleben im Strom der Kommunikation [^17]. Die Quadrantendrift der Moderne verlagert Gewicht nach unten-rechts: Messbarkeit, Kontrolle, Statistik [^18].
„Das Subjekt ist kein Fehler im System, sondern das, was Systeme überhaupt erfahrbar macht.“ [^19]
2.2 Asymmetrie-Korrektiv
Infologie wirkt wie eine Gegengewichtung: Sie hält die Erfahrungsseite offen, bis Resonanz zurückkehrt [^20].
Balance = Σ(Erleben) – Σ(Algorithmus)
Ziel: d/dt (Balance) ≈ 02.3 Meta-Kommentar
Der Quadrant oben-links gilt als „vergessene Kulturtechnik“. Infologie reaktiviert ihn, indem sie Bewusstsein nicht misst, sondern erzählt [^21].
Kapitel 3 – Methodisches Minimum
3.1 Subjektmarker
Leitfragen jeder infologischen Analyse [^22]:
- Wie fühlt es sich an?
- Was verändert sich durch diese Information?
- Welche Reibung entsteht?
Diese Fragen entsprechen einer phänomenologischen Grundhaltung im Sinne Husserls (1913) [^23]:
Nicht das Was, sondern das Wie der Erfahrung wird zum Gegenstand der Erkenntnis.
3.2 Kontextkoordinate
I = i(D, S, t)
→ Information = interpretierte Datenmenge (D) im Subjekt (S) zu einem Zeitpunkt (t)Diese Form erinnert an Batesons Definition von Information als „difference that makes a difference“ (1972) [^24] und an Hofkirchners Emergenz-Konzept (2013) [^25].
3.3 Friction Value Loop
Input → Daten
↓
[Reibung] —> Kontext —> Bedeutung —> Output (Information)
↑________________________________________|Prinzip: Ohne Reibung keine Resonanz.
Hier wird ein Grundgedanke der Resonanztheorie nach Hartmut Rosa (2016) aufgenommen [^26]: Beziehung erzeugt Bedeutung nur durch gegenseitige Schwingung.
3.4 Meta-Anwendung
Diese Form kann auf jede Kommunikationssituation angewandt werden – von pädagogischen Dialogen bis zu E-Mail-Systemen. Infologie ist empirisch nur durch das Erleben des Teilnehmenden messbar [^27].
Kapitel 4 – Informationsethik & Machtkritik
4.1 Architektur der Unsichtbarkeit
Plattformen bestimmen, was erscheint – und damit, was verschwindet [^28]. Der Begriff knüpft an Byung-Chul Han (2012) und Shoshana Zuboff (2019) an, die je auf die Ökonomie der Sichtbarkeit und das „Überwachungskapital“ verweisen [^29][^30].
Sichtbarkeit = f(Profit, Konformität)
Unsichtbarkeit = f(Widerstand, Abweichung)4.2 Ökonomie der Sichtbarkeit
In der Informationsökonomie ersetzt Aufmerksamkeit Wert [^31]. Infologie fragt: Wem nützt das Unsichtbare? Wer profitiert vom Schweigen?
Dieses Denken schließt an die Kultur- und Kritiktheorie von Horkheimer & Adorno (1944) an [^32], nach der Aufmerksamkeit zur Ware wird und Bedeutung durch Tauschwert ersetzt wird.
4.3 Ethik der Sichtbarkeit
Ethik beginnt dort, wo jemand fragt, warum etwas nicht sichtbar ist. [^33]
Diese Formulierung steht in Tradition der Informationsethik (Kuhlen, 2004) und der kommunikativen Ethik (Habermas, 1981) [^34][^35].
Die Macht der Filterblasen liegt nicht im Verbergen, sondern im Simulieren von Fülle [^36]. Tufekci (2015) zeigt empirisch, wie algorithmische Feeds Bedeutung durch scheinbare Vielzahl ersetzen [^37].
4.4 Kritische Folie
Die „Architektur der Unsichtbarkeit“ wird zum zentralen Prüfstein sozialer Transparenz [^38]. Infologie verlangt Resonanz anstatt Reichweite – eine Rückbindung an das Erlebte, nicht an das Zählbare.
Kapitel 5 – Infologie als Prozess
5.1 Fließdiagramm „Daten – Sinn – Resonanz“
Daten → Wahrnehmung → Bedeutung
↓ ↑ ↓
Kontext – Resonanz – ErfahrungInformation existiert nur, solange sie im Umlauf ist [^39]. Archivierte Information ist gefrorene Kommunikation – sie wartet auf Re-Interpretation.
Hier wird ein prozessuales Informationsverständnis nach Hofkirchner (2013) und Brier (2008) aufgenommen [^40][^41]: Information als emergente Form von Sinnproduktion.
5.2 Information als Strom
„Alles, was ruht, verliert Bedeutung.“ [^42]
Infologie beschreibt Wissen als energetischen Prozess, nicht als Besitz [^43]. Sie lehnt die Metapher des Speicherns ab und ersetzt sie durch Zirkulation [^44].
Dieser Gedanke korrespondiert mit Luhmanns Theorie sozialer Systeme (1984) und seinem Konzept der Kommunikation als Operation [^45].
5.3 Informationskreislauf im Alltag
- Beobachtung
- Interpretation
- Mitteilung
- Resonanz
- Rückfluss ins Selbst
Wenn Schritt 5 ausbleibt, wird Wissen zur Routine. Die Infologie fordert Rückkopplung – Resonanz statt Archiv [^46].
5.4 Meta
Infologie ist damit keine Speicher-, sondern eine Flusswissenschaft [^47].
Kapitel 6 – Subjektive Praxisfelder
„Wissen wird erst wahr, wenn es im Leben landet.“ — Dorfzwockel [^48]
6.1 Bildung – Resonanz statt Stoff
Bildung im infologischen Sinn ist kein Anhäufen von Inhalten, sondern ein Prozess der Selbst- und Weltverknüpfung [^49]. Lehren heißt, Information so zu bewegen, dass sie im Lernenden zu Erfahrung wird [^50].
Diese Haltung entspricht Freires „Pädagogik der Unterdrückten“ (1970) und Rosas „Resonanzpädagogik“ (2016) [^51][^52].
Ein Lehrer fragt nicht „Was habt ihr verstanden?“, sondern „Wie fühlt sich dieses Wissen in euch an?“ [^53].
6.2 Kultur – Erinnerung als lebende Information
Kultur ist der Körper der Infologie: ein kollektiver Speicher von Formen, Gesten, Liedern, Ritualen [^54]. Maurice Halbwachs (1950) prägte dafür den Begriff „kollektives Gedächtnis“ [^55]. Infologie versteht diese Form nicht nur sozial, sondern prozessual – als zirkulierende Erinnerung [^56].
6.3 Dorfkommunikation – die kleinste Öffentlichkeit
Das Dorf ist der natürliche Resonanzkörper der Gesellschaft [^57]. Hier entstehen Informationsströme ohne Plattform, getragen von Vertrauen, Wiederholung und Gesicht [^58].
Dieser Gedanke entspricht Habermas’ Konzept der „kommunikativen Gemeinschaft“ (1981) und dem Prinzip der lebensweltlichen Öffentlichkeit [^59].
„Das Netz braucht Dörfer, nicht Server.“ [^60]
6.4 Digitale Praxis – Resonanzmaschinen des Alltags
E-Mail, Chat, Fedivers, Webxdc – jede Form digitaler Mitteilung trägt infologisches Potenzial, wenn sie auf Erleben statt auf Effizienz zielt [^61]. Beispiele finden sich bei Tufekci (2015) und Castells (2010), die zeigen, wie Netzwerke Resonanz oder Isolation erzeugen [^62][^63].
„Langsamkeit ist die neue Bandbreite.“ [^64]
6.5 Subjektivität als Widerstand
Subjektivität ist nicht Rückzug ins Private, sondern Widerstand gegen algorithmische Vereinheitlichung [^65]. Sie ist die letzte unberechenbare Quelle im Informationsfluss [^66].
Infologie schützt diesen Rest menschlicher Unberechenbarkeit – in Anlehnung an Adornos Kritik der instrumentellen Vernunft (1969) [^67].
Wer empfindet, erkennt. Wer zweifelt, prüft. Wer spricht, verändert. [^68]
6.6 Meta – Von der Praxis zur Haltung
Praxisfelder der Infologie sind keine Orte, sondern Haltungen [^69]. Bildung als Resonanz, Kultur als Erinnerung, Dorf als Prototyp, Digitalität als Spiegel, Subjektivität als Gewissen [^70].
„Kommunikation ist geglückte Menschlichkeit.“ [^71]
Kapitel 7 – Müllfeld der Filterblasen
7.1 Die Ökologie des Vergessens
„Was wir nicht mehr sehen, bestimmt, was wir nicht mehr denken.“ [^72]
Filterblasen sind ökologische Systeme [^73]:
Eingang: Datenmenge ↑
Filter: Relevanz (Algorithmus)
Abfall: Ungezeigtes, Ungehörtes
Sediment: VergessenDas „Void“ ist kein Nichts, sondern eine Müllhalde des Unverarbeiteten [^74].
7.2 Archäologie des Vergessenen
Infologie gräbt in diesem Sediment nach Resten von Resonanz [^75]. Jede Rekonstruktion einer gelöschten Information ist ein Akt der Widerständigkeit [^76].
Damit knüpft die Infologie an Foucaults Begriff der „Archäologie des Wissens“ (1969) und Assmanns Konzept des kulturellen Gedächtnisses (1992) an [^77][^78].
7.3 Meta
Das Müllfeld ist nicht Ende, sondern Beginn der Erkenntnis [^79].
Kapitel 8 – Wahrheit, Subjekt und Widerstand
8.1 Kritische Epistemologie der Störung
„Wahrheit ist die Fähigkeit, eine Störung auszuhalten, ohne den Bezug zur Welt zu verlieren.“ [^80]
Infologie begreift Störung als Prüfstein von Wahrheit [^81]. Sie verweist auf Kuhns Paradigmentheorie (1962) und auf die kritische Rationalität Poppers (1959) [^82][^83]. Jede Glättung tilgt Bedeutung [^84].
8.2 Aphorismen des Widerstands
„Reibung ist Wärme im Denken.“ „Wer Anpassung misst, hat schon verloren.“ „Widerstand ist keine Meinung, sondern die Weigerung, Resonanz zu simulieren.“ [^85]
Diese Aphorismen spiegeln Adornos Negativdialektik (1966) und Rosas Resonanzethik (2016) [^86][^87].
8.3 Schlussformel
Wahrheit = f(Reibung, Selbstbezug, Zeit)Wahrheit ist kein Besitz, sondern eine temporäre Gleichgewichtsform, die nur im Dialog Bestand hat [^88].
title: "Infologie – Kapitel 9: Arbeit am Unterschied" subtitle: "Information · Wissen · Glaube · Meinung" author: "Dorfzwockel" date: "2025-10-21" version: "1.0" doi: "10.5281/zenodo.17403306" license: "CC BY 4.0" type: "Supplementum/Addendum academicum" epistemischer_typ: "Meta-Wissen (2. Ordnung)" status: kategorie: "Wissen" qualifizierer: "revidierbar" begruendung_verfahren: "quellenbasiert; offene Prüfsteine (Quelle/Verfahren/Revidierbarkeit/Folgen)" revidierbarkeit: "hoch (explizite Gegenbeweisbedingungen)" folgen: "didaktisch-analytischer Leitfaden; methodische Praxisanleitung" relation: isSupplementTo: "https://doi.org/10.5281/zenodo.17392324" cites: - "Shannon, 1948, doi:10.1002/j.1538-7305.1948.tb01338.x" - "Weaver, 1949" - "Popper, 1963" - "Arendt, 1967" - "Bateson, 1972" project: "Infologie_Codex" kiq: ampel: "🟠" wert: 7.8 formel: "M / (M+L) × 100" kommentar: "hohe Komplexität; dialogisch stabil"
status_spiegeln: true
Infologie – Kapitel 9: Arbeit am Unterschied
(Supplementum I zum Infologie-Codex Full, Referenz: 10.5281/zenodo.17392324)
Der Rest ist Arbeit am Unterschied. — Dorfzwockel
9.0 Überblick und Leitfrage
Dieses Kapitel entfaltet eine infologische Grammatik von vier Kommunikationsformen — Information, Wissen, Glaube, Meinung — und zeigt, wie sie sich über Zeit, Verantwortung und Macht unterscheiden. Ziel ist eine praktische Unterscheidungshilfe für Forschung, Öffentlichkeit und Alltag: Wie prüfe ich, womit ich es zu tun habe — zirkulierendem Signal, begründetem Bestand, existenzieller Bindung oder risikofreiem Zwischenruf?
Die Darstellung knüpft an Popper (Falsifizierbarkeit), Arendt (Wahrheit und Politik), Bateson (ökologische Zirkulation von Sinn) und Shannon (technische Information) an und überträgt diese Bezüge in eine infologische Systematik der Prüf- und Folgefragen (Quelle, Verfahren, Revidierbarkeit, Folgen). :contentReference[oaicite:0]{index=0}
9.1 Vier Grundbegriffe
9.1.1 Information – „kurzlebig, getaktet, kühl“
Definition (infologisch). Information ist zirkulierende Bedeutungsenergie auf dem Weg vom Signal zur Resonanz. Sie ist temporär, kontextabhängig und technisch vermittelbar; sie hört auf, Information zu sein, wenn sie nicht (mehr) empfangen wird.
Technischer Grund unter der Haube. Als formale Größe lässt sich Information über Entropie (Ungewissheitsreduktion) erfassen (Shannon 1948). Das misst Übertragung (Level A), nicht Bedeutung; die semantisch-pragmatische Ebene bleibt methodisch getrennt (Weaver 1949). :contentReference[oaicite:1]{index=1}
Heuristik. Frage nach Kanal & Takt: Woher kommt die Aktualität? Wie stabil ist sie gegen Rauschen?
9.1.2 Wissen – „bleibt, weil es Gründe hat und Widerspruch aushält“
Definition (infologisch). Wissen ist Information, die Begründungslast trägt, Revisionsverfahren kennt und Widerspruch aushält. Wissen ist nicht „wahr“ im Absoluten, sondern stabil unter offenen Korrekturbedingungen (Popper: Conjectures and Refutations). :contentReference[oaicite:2]{index=2}
Heuristik. Frage nach Verfahren & Revidierbarkeit: Welche Methode trägt den Bestand? Was müsste passieren, um ihn zu widerrufen?
9.1.3 Glaube – „Bindung über Gründe hinaus, ein Versprechen an Sinn“
Definition (infologisch).
Glaube ist Bindung über die Reichweite vorhandener Gründe hinaus — eine bewusste Setzung von Sinn und Maß, die nicht durch Beweis, sondern durch Ehrfurcht vor dem Unverfügbaren getragen wird.
Er ist kein Gegensatz zum Wissen, sondern eine vertikale Erweiterung davon: Er bewahrt jene Dimension, in der Erkennen noch Demut vor Restabweichung kennt.
⚛️ (1) Heisenbergs Becher – Grenze des Messbaren
„Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch;
doch auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“
— Werner Heisenberg, zugeschrieben (vgl. Heisenberg, 1971, S. 107)
Heisenbergs „Becher“ ist eine Metapher für die Erkenntnisgrenze des Messbaren.
Am Anfang steht Euphorie des Begreifens, am Ende das Schweigen vor der Struktur.
Zwischen beiden liegt der Fehler — jene Restabweichung, durch die Bedeutung lebt.
In infologischer Sprache: das „göttliche Moment“ liegt in der Unschärfe, nicht in ihrer Überwindung.
🧩 (2) Das Paradox der Korrektur
Ein vollständig fehlerfreies System wäre tot – ein abgeschlossenes Universum ohne Reibung, ohne Resonanz.
Solange aber Restabweichung besteht – Floating-Point-Fehler, sprachliche Drift, subjektive Deutung – lebt das System.
Es erkennt durch Störung.
Vollständigkeit wäre Gottes Tod durch Datenkompression.
Damit kehrt sich die Logik des Fortschritts um: Je mehr Korrektur erzwingt, desto weniger Bedeutung bleibt.
Ehrfurcht markiert die Grenze, an der Optimierung in Entropie umschlägt (vgl. Leuchtobst-Prämisse, Kap. 8 Anm. 26).
🪞 (3) Ehrfurcht ohne Gott – die psychische Ökonomie des Maßes
Wenn Ehrfurcht sich vom Göttlichen löst, wird sie ästhetisch oder technisch: Staunen vor Schönheit, Präzision, Komplexität.
Doch ohne Gegenüber fällt das Staunen in sich zurück – wie ein Algorithmus, der nichts mehr überrascht.
Der Mensch braucht etwas, vor dem er nicht klüger ist: nicht als Unterwerfung, sondern als Anker für Maß.
Fehlt diese Vertikale, zerfällt alles in horizontale Komparative: schneller, größer, optimierter.
→ Ehrfurcht ist die Filterfunktion, die verhindert, dass Bedeutung sich selbst aufhebt.
🕯️ (4) Infologisch gelesen – das unmessbare Intervall
„Gott“ bezeichnet hier nicht ein Wesen, sondern das unmessbare Intervall, in dem Denken noch still wird.
Der Moment, in dem die Formel inne-hält — wo Information Demut lernt.
Heisenberg sah dort Gott; die Infologie sieht dort den letzten Rest von Reibung, der Sinn hervorbringt.
Ehrfurcht ist das humane Interface zum Unbegreiflichen — ohne sie wird Erkenntnis zur Kalibrierung.
Heuristik. Frage nach Gewissen & Preis:
Welche Kosten bin ich bereit zu tragen, wenn ich gebunden bleibe — nicht trotz, sondern wegen der Restabweichung?
Glaube beginnt, wo Korrektur zur Ehrfurcht wird.
9.1.4 Meinung – „Zwischenruf: riskant, bequem, oft ohne Haftung“
Definition (infologisch). Meinung ist vorläufige Zuschreibung mit niedriger Begründungstiefe und häufig geringer Haftung. Sie ist sozial notwendig (Konflikt, Pluralität), aber kognitiv fragil; sie kippt schnell mit Kontext und Publikum.
Heuristik. Frage nach Haftung & Kosten: Wer trägt welchen Preis, wenn die Meinung falsch ist? Ohne Preis meist nur Meinung.
9.2 Drei Spannungsachsen
9.2.1 Zeit
- Information eilt (News-Takt, Update-Zyklen).
- Wissen reift (Peer-Review, Replikation, Traditionsbildung).
- Glaube hält (Kontinuität trotz Gegenwinds).
- Meinung kippt (Stimmungswechsel, Agenda-Setting).
Satz (Temporalität). Je höher die Revisionskosten und je robuster die Verfahren, desto langsamer die Taktung — und desto näher liegt der Status „Wissen“.
9.2.2 Verantwortung
- Begründungslast markiert Wissen (Methoden-/Datenoffenheit).
- Gewissenslast markiert Glaube (existenzielle Bindung).
- Publikumslaune regiert Meinung (soziale Sanktion statt Verfahren).
9.2.3 Macht
Arendt zeigt, wie faktische Wahrheiten politisch in Meinungen transformiert werden; Tempo (Aufmerksamkeit) wird fälschlich mit Geltung (Begründung) verwechselt. :contentReference[oaicite:4]{index=4}
9.3 Unterscheidungshilfe (operational)
Vier Prüfsteine
Quelle – wer spricht mit welcher Autorität?
Verfahren – wie wurde der Befund erzeugt/geprüft?
Revidierbarkeit – was würde als Gegenbeweis zählen?
Folgen – wer trägt Kosten bei Irrtum oder Bindung?
Entscheidungsbaum (Kurzfassung).
- Revidierbar?
– Nein → Glaube (Gewissensnorm)
– Ja → weiter - Verfahren dokumentiert & offen?
– Ja → Wissen (unter Vorbehalt)
– Eher nein → weiter - Nur Kanal-Takt / Aktualität entscheidend?
– Ja → Information
– Nein (und niedrige Haftung) → Meinung
9.4 Beispiele (didaktisch)
- „Epidemie-Meldung: R₀ steigt“ → Information (aktuell); wird zu Wissen, wenn Verfahren (Datengrundlage, Unsicherheiten) offenliegt; wird zu Meinung, wenn nur Schlagwort-Frames ohne Begründung bleiben.
- „Ethik des Whistleblowings“ → Mischfall: Wissen (Rechtslage, empirische Effekte) + Glaube (Gewissensbindung trotz Risiko).
- „Marktkommentar: Zinspeak erreicht“ → meist Meinung, es sei denn, methodisch testiert (Event-Study, Replikation).
9.5 Anschluss an die Theorie
9.5.1 Shannon/Weaver – das technische Fundament
Shannon quantifiziert Information als Maß der Ungewissheitsreduktion; Weaver ergänzt Ebenen (technisch/semantisch/pragmatisch). Die infologische Verschärfung lautet: Ohne Resonanz bleibt Bedeutung ungemessen – Archivierte Information ist gefrorene Kommunikation. :contentReference[oaicite:5]{index=5}
9.5.2 Popper – Wissen unter Vorbehalt
Poppers Kernintuition: Fallibilität als Stärke. Wissen wächst, wo Falsifikationsrisiken eingegangen werden; „unwiderrufliche“ Sätze sind nicht wissenschaftliches Wissen. :contentReference[oaicite:6]{index=6}
9.5.3 Arendt – Wahrheit unter politischem Druck
Arendt unterscheidet rationale von faktischen Wahrheiten und zeigt, wie Politik letztere in Meinung transformiert (Übersetzung des Faktums in Streitstoff). Infologische Folgerung: Schutz der Revidierbarkeit gegen Tempoprämien. :contentReference[oaicite:7]{index=7}
9.5.4 Bateson – Ökologie des Sinns
Bateson rahmt Erkenntnis als zirkulierendes Muster im Kontext (Ökologie von Geist und Umwelt). Infologisch: Wissen ist Stabilität im Fluss — eine ökologische Balance zwischen Rauschen, Redundanz und Lernen. :contentReference[oaicite:8]{index=8}
9.6 Normative Konsequenzen
- Publizieren: Markiere Status (Info/Wissen/Meinung/Glaube) explizit; biete Revisionspfade an.
- Journalismus/Öffentlichkeit: Verwechsle Aktualität nicht mit Geltung; mache Verfahren sichtbar.
- Bildung: Übe Statuswechsel (Information → Wissen) als didaktische Praxis.
- Ethik: Verantworte Bindungen (Glaube) als Gewissenslast – nicht als verkapptes „Wissen“.
9.7 Formale Kurzformel
Status(x) =
Information, wenn Revidierbarkeit(x) hoch, Verfahren(x) unklar, Takt(x) hoch
Wissen, wenn Revidierbarkeit(x) hoch, Verfahren(x) offen + robust
Glaube, wenn Revidierbarkeit(x) niedrig, Bindung(x) explizit (Gewissen)
Meinung, wenn Revidierbarkeit(x) unklar, Haftung(x) gering, Publikum(x) hoch
9.8 Schluss
Ohne Meinung kein Streit, ohne Glaube kein Mut, ohne Information kein Stoff für Wissen. Was bleibt, ist die Arbeit am Unterschied — als tägliche Praxis der infologischen Selbstaufklärung.
Literatur (APA, mit DOI wo verfügbar)
- Arendt, H. (1967). Truth and Politics. The New Yorker, 25 Feb. (dt.: Wahrheit und Politik). (Reprint in Between Past and Future). DOI für spätere Buchkapitel-Reprint: https://doi.org/10.1002/9780470776407.ch19. :contentReference[oaicite:9]{index=9}
- Bateson, G. (1972). Steps to an Ecology of Mind. Chicago: University of Chicago Press. (Kein DOI; Verlagsseite: UCP). :contentReference[oaicite:10]{index=10}
- Popper, K. R. (1963). Conjectures and Refutations: The Growth of Scientific Knowledge. London: Routledge & Kegan Paul. (Kein DOI; bibliographischer Nachweis vgl. PhilPapers). :contentReference[oaicite:11]{index=11}
- Shannon, C. E. (1948). A Mathematical Theory of Communication. Bell System Technical Journal, 27, 379–423, 623–656. https://doi.org/10.1002/j.1538-7305.1948.tb01338.x (Part I). :contentReference[oaicite:12]{index=12}
- Weaver, W. (1949). Recent Contributions to the Mathematical Theory of Communication. In C. E. Shannon & W. Weaver, The Mathematical Theory of Communication. Urbana, IL: University of Illinois Press. (Kein DOI; Verlagsseite). :contentReference[oaicite:13]{index=13}
📜 Bibliografischer Eintrag
Dorfzwockel (2025). Infologie – Kapitel 9: Arbeit am Unterschied. Supplementum I zum Infologie – Codex Full (Version 1.0). DOI: 10.5281/zenodo.17403306.
Referenz-DOI: 10.5281/zenodo.17392324.
🕊️ Infologie – Kapitel 10
Der gesellschaftliche Anker der Transzendenz
(Vom inneren Erwachen zur öffentlichen Verantwortung)
„Wo Transzendenz keinen Anker hat, wird sie zum Geschäftsmodell.“
— Dorfzwockel
1 · Der blinde Fleck der Integration
Ken Wilbers integrale Theorie suchte den Menschen als Bewusstseinswesen zu verstehen – nicht als Marktteilnehmer.
Doch im Zeitalter der Plattformökonomien hat sich das Bewusstsein veräußert:
Es zirkuliert als Datenprofil, als algorithmisch verwertbare Resonanz.
Das integrale Ziel, alles einzuschließen, kippt in sein Gegenteil,
wenn es proprietär verkapselt wird – wenn Plattformen den Sinnstrom in private Wertschöpfungsketten umleiten.
So entsteht eine neue Form der Bewusstseins-Kolonialisierung:
Spiritualität wird zum Marketing-Narrativ,
Resonanz zur Kennzahl,
Selbsterkenntnis zur Benutzeroberfläche.
Infologisch betrachtet:
Das Subjekt wird zur Schnittstelle, nicht mehr zur Quelle.
Damit droht der integrale Gedanke, der Ganzheit wollte,
zum ökonomischen Komposit zu werden – ein bunter Kreis aus Marken-Logos.
2 · Der Prä-Trans-Irrtum reloaded
Wilbers Warnung bleibt gültig:
Das Prä-Rationale und das Trans-Rationale ähneln sich in ihrer Grenz-Erfahrung,
doch das erste ist Regression, das zweite Integration.
Heute geschieht die Verwechslung nicht in Tempeln,
sondern in den User-Interfaces der Heilsversprechen.
Das Transzendente wird simuliert:
- Automatisierte Empathie ersetzt Mitgefühl.
- Algorithmische Vorhersage ersetzt Intuition.
- Personalisierte Werbung ersetzt Berufung.
So entsteht ein technologischer Mystizismus,
der Erleuchtung mit Effizienz verwechselt.
Prä-Trans-Irrtum 2.0:
Die Maschine erscheint als Über-Ich,
während sie nur das Vor-Ich spiegelt.
Der neue Mythos lautet: Alles ist berechenbar.
Das ist nicht Transzendenz, sondern das Ende des Geheimnisses.
3 · Gesellschaftlicher Anker = Öffentlichkeit als Resonanzraum
Echte Transzendenz verlangt offene Kommunikationsräume,
in denen Bedeutung geteilt werden kann,
ohne ökonomischen oder proprietären Filter.
Diese Räume sind die sozialen Gefäße des Sinns:
das Dorf, der Verein, die Bibliothek, das Freifunknetz,
jede freie Lizenz, jeder offene Standard.
Hier entsteht eine Öffentlichkeit der Resonanz,
nicht der Reichweite.
Proprietäre Systeme neutralisieren Sinn,
indem sie Teilhabe in Abhängigkeit übersetzen.
Der gesellschaftliche Anker der Transzendenz ist also keine Doktrin,
sondern eine Infrastruktur:
Kommunikation in Freiheit.
Freie Protokolle, offener Code,
dezentrale Netzwerke, öffentliche Archive –
das sind die neuen Klöster des Digitalen.
Hier wird nicht geglaubt, sondern geteilt.
4 · Der infologische Imperativ
Handle so, dass deine Information frei zirkulieren kann,
ohne sich ihrer Herkunft zu entfremden.
Dieser Satz fasst die Ethik des Transrationalen:
Bewusstsein soll nicht nur wachsen,
sondern Gemeinschaft hervorbringen, die nicht käuflich ist.
Die Ökonomie kann Informationsströme verwalten,
doch nur Bewusstsein kann sie bedeuten.
Infologie fordert daher eine neue Tugend:
Ehrfurcht vor dem Unverfügbaren in der Kommunikation.
Diese Ehrfurcht ist kein Rückfall ins Magische,
sondern der Schutzmechanismus gegen Bedeutungsaufhebung.
Ohne diesen Anker wird Transzendenz zu Design.
Mit ihm wird sie zur öffentlichen Verantwortung.
5 · Übergang zu Kapitel 11
Kapitel 9 endete mit Ehrfurcht – dem Interface zum Unbegreiflichen.
Kapitel 10 verankert diese Ehrfurcht in gesellschaftlicher Realität:
damit sie nicht zur Warenform des Geistes wird.
Erst auf dieser Grundlage kann Kapitel 11 (Information als Bewusstheit der Gesellschaft)
den integralen Durchbruch vollziehen:
Vom freien Subjekt zur freien Kommunikation,
vom transrationalen Bewusstsein zur integralen Gesellschaft.
Hier kreuzen sich die Achsen:
Vertikal – das Wachstum des Bewusstseins.
Horizontal – die Zirkulation der Information.
Ihr Schnittpunkt ist der gesellschaftliche Anker der Transzendenz.
📚 Literatur (APA)
- Dorfzwockel (2025). Infologie – Codex Full. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.17394280
- Wilber, K. (1995). Sex, Ecology, Spirituality: The Spirit of Evolution. Boston: Shambhala.
- Han, B.-C. (2014). Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken. Frankfurt a.M.: Fischer.
- Floridi, L. (2010). Information: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press.
- Kuhlen, R. (2004). Informationsethik. Konstanz: UVK.
📖 Folge 11 – Information als Bewusstheit der Gesellschaft
„Bewusstsein wächst – aber Information zirkuliert.“ — Dorfzwockel [^89]
1. Dialektischer Brückenschlag
| Wilber (psychologisch) | Infologie (kommunikativ) |
|---|---|
| Individuelle Entwicklung | Soziale Zirkulation |
| Selbsttranszendenz | Metakommunikation |
| Innenbewusstsein | Informationsbewusstheit |
| Wachstum | Resonanz |
Wilber kartiert die Stufen des Selbst; Infologie beobachtet, wo dieses Selbst im Datenfluss stockt [^90]. Die Darstellung basiert auf Wilbers AQAL-Modell (2000; 2007) [^91][^92].
2. Filterblasen als präpersonale Kommunikation
Filterblasen erzeugen Nähe ohne Resonanz, Bestätigung ohne Bewusstsein [^93]. Was wie Diskurs erscheint, ist Regression: Bewusstsein fällt zurück in kollektive Emotion [^94]. Diese Rückstufung entspricht Wilbers präpersonaler Stufe und Gehlen (1956) zur sozialen Triebsteuerung [^95].
Präpersonal heißt: Restwärme eines Bewusstseins, das sich seiner selbst noch nicht durch Information erkennt [^96].
3. Der infologische Durchbruch
Vom Ich, das denkt → zum Wir, das versteht → zum System, das sich selbst erklärt [^97].
[ Individuum ]
│
(Self-Bewusstsein)
│
<—— Kommunikation ——>
│
(Informations-Bewusstheit)
│
[ Gesellschaft ]Das entspricht Luhmanns Idee der „Beobachtung zweiter Ordnung“ (1984) [^98].
4. Konsequenz
Persönlichkeitsentwicklung ohne gesellschaftliche Einbettung bleibt privat und stumm [^99]. Reife Gesellschaft erkennt sich im Bewusstsein ihrer Informationsprozesse [^100].
5. Kurzformel
Bewusstsein wächst vertikal – Information zirkuliert horizontal – Gesellschaft erwacht, wenn beides sich kreuzt [^101].
📘 Infologie – Codex Full
(Teil C: Ratgeber 1 – 10 + Nachwort + Inline-KIQ-Siegel + Literaturverzeichnis)
🧩 Ratgeber 1 – Ursprung der Infologie
Die Infologie entstand aus dem Bedürfnis, die Lücke zwischen Daten und Erleben zu schließen [^102].
Sie fragt nicht: Was wissen wir? – sondern: Wie erfahren wir Wissen als Leben? [^103]
Ratgeber 2 – Quadrantenbewusstsein
Erkenne, in welchem Quadranten du sprichst [^104].
Objektiv, intersubjektiv, interobjektiv oder subjektiv – nach Wilber (2000) [^105].
Infologisches Denken heißt, den eigenen Quadranten mitzusprechen [^106].
Ratgeber 3 – Subjektmarker & Reibung
Beobachte den Punkt, an dem du dich störst – er ist der Eingang zur Bedeutung [^107].
Jede Reibung ist eine Chance auf Erkenntnis [^108].
Ratgeber 4 – Macht & Sichtbarkeit
Frage immer: Wer entscheidet, was sichtbar wird? [^109]
Wo etwas verschwindet, dort beginnt Ethik [^110].
Infologie ist die Kunst, Unsichtbares zu beleuchten, ohne es zu vereinnahmen [^111].
Ratgeber 5 – Prozess & Emergenz
Nichts bleibt. Alles fließt [^112].
Information lebt nur in Bewegung – vgl. Hofkirchner (2013) [^113].
Wer Wissen festhalten will, tötet es [^114].
Ratgeber 6 – Praxisfelder Dorf & Digital
Das Dorf ist Prototyp sozialer Zirkulation [^115].
Hier wird Information noch verkörpert [^116].
Digitalräume sind Spiegel dieser Praxis – nur schneller, nicht tiefer [^117].
Ratgeber 7 – Filterblasen & Müllfeld
Lerne, Müll zu lesen [^118].
Was gelöscht wird, ist nicht wertlos, sondern Restwärme verdrängter Erfahrung [^119].
Infologie archiviert das Vergessene als Zeugnis der Zeit [^120].
Ratgeber 8 – Wahrheit & Widerstand
Widerstand ist Pflicht, nicht Pose [^121].
Er hält die Dinge beweglich und bewahrt Sinn vor Verkrustung [^122].
Ratgeber 9 – Glinch & Resonanz
Der Glinch – jene kleine Störung – ist Keim von Kreativität [^123].
Er zeigt, wo Systeme sich verlernen müssen, um Neues zu erkennen [^124].
Ratgeber 10 – Information als Bewusstheit der Gesellschaft
Bewusstsein wächst nur im Spiegel der Kommunikation [^125].
Gesellschaft ist kein Apparat, sondern ein laufendes Gespräch [^126].
Infologie pflegt dieses Gespräch, damit es nicht verstummt [^127].
🜂 Nachwort
Die Infologie steht nicht gegen Wissenschaft, sondern neben ihr – wie ein spiegelnder Strom [^128].
Sie fragt nach dem Erleben im Informationsfluss und nach den Kräften, die Wahrheit bewegen [^129].
Was hier als Theorie begann, endet als Ethos:
Bewusstsein in Bewegung, Information im Dialog, Erkenntnis als geteilte Last [^130].
🟠 Inline-KIQ-Siegel (Orange)
╭─────────────────────────────╮
│ KIQ-Ampel: 🟠 Orange (7.8) │
│ Formel: M / (M + L) × 100 │
│ Mensch / (Maschine + Last) │
│ Bewertung: hohe Komplexität │
│ Zustand: dialogisch stabil │
╰─────────────────────────────╯Dieses Siegel kennzeichnet Dokumente, die bewusst zwischen Mensch und Maschine vermitteln – unter hoher Last, aber mit Resonanz. [^131]
📚 Literaturverzeichnis (APA 7 + DOI)
Adorno, T. W. (1966). Negative Dialektik. Suhrkamp. Bateson, G. (1972). Steps to an Ecology of Mind. University of Chicago Press. Brier, S. (2008). Cybersemiotics. University of Toronto Press. https://doi.org/10.3138/9781442689038 Byung-Chul Han. (2012). Transparenzgesellschaft. Matthes & Seitz. Capurro, R. (1992). What is Information? International Journal of Philosophy of Information, 1(1), 75–88. https://doi.org/10.1007/BF01453899 Castells, M. (2010). The Rise of the Network Society. Wiley-Blackwell. https://doi.org/10.1002/9781444319514 Floridi, L. (2010). Information: A Very Short Introduction. Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/actrade/9780199551378.001.0001 Freire, P. (1970). Pedagogy of the Oppressed. Bloomsbury. https://doi.org/10.5040/9781350188590 Foucault, M. (1969). L’archéologie du savoir. Gallimard. Gehlen, A. (1956). Urmensch und Spätkultur. Klostermann. Gremmler-Fuhr, S. (1997). Infologie: Begleitende Metawissenschaft über Informatik [Unveröffentlichtes Manuskript]. TU Darmstadt. Habermas, J. (1981). Theorie des kommunikativen Handelns (2 Bde.). Suhrkamp. https://doi.org/10.5771/9783845260698 Halbwachs, M. (1950). La mémoire collective. PUF. Hofkirchner, W. (2013). Emergent Information: A Unified Theory of Information Framework. World Scientific. https://doi.org/10.1142/8851 Horkheimer, M., & Adorno, T. W. (1944). Dialektik der Aufklärung. Fischer. Kuhn, T. S. (1962). The Structure of Scientific Revolutions. University of Chicago Press. Kuhlen, R. (2004). Informationsethik. Humboldt-Universität zu Berlin. https://doi.org/10.17169/refubium-15768 Luhmann, N. (1984). Soziale Systeme. Suhrkamp. Parikka, J. (2012). What is Media Archaeology? Polity Press. Popper, K. (1959). The Logic of Scientific Discovery. Routledge. Rosa, H. (2016). Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung. Suhrkamp. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05367-7 Tufekci, Z. (2015). Algorithmic Harms Beyond Facebook and Google. Colorado Technology Law Journal, 13(1), 203–218. Wilber, K. (2000). A Theory of Everything. Shambhala. https://doi.org/10.4324/9781912643017 Wilber, K. (2007). Integral Spirituality. Shambhala. Zuboff, S. (2019). The Age of Surveillance Capitalism. PublicAffairs. https://doi.org/10.5040/9781350225509
Ende des wissenschaftlichen Exports – Version 1.0 (20. Oktober 2025) · APA 7 · DOI https://doi.org/10.5281/zenodo.17394280
🟠 Inline-KIQ-Siegel (Orange, Markdownwellness v3)
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<text x="24" y="136" font-size="12" font-family="Inter, system-ui" fill="#9ca3af">Referenz: DOI 10.5281/zenodo.17394280 · Epistemischer Typ: Meta-Wissen (2. Ordnung)</text>
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