Nimmermehr!

Dekonstruktion des „Guten Morgen“-Rituals

Nimm dir Zeit und nicht das Leben!

Galgenvogel-Perspektive mit kritischem Beißreflex — literarisch im Geist Hoffmanns von Fallersleben

Die Skepsis schabt wie Sand an alten Fenstersprossen. Ein Gruß, so harmlos wie ein Kiesel, wirft Wellen in der Glasvitrine der Gesellschaft. Wir blicken hinab — vom Ast, vom Galgen, vom schiefen Turm der kleinen Wahrheiten — und sehen, wie sich hinter der zuckenden Lippenfalte ein System versteckt, das atmet und zĂ€hlt und fragt: Funktionierst du?


„Routine und Struktur“ – Die perfide Umcodierung

Die vermeintlich „beruhigende“ Routine ist keine Wohltat, sie ist ein Lehrmeister mit Peitsche aus Gewohnheit; Konditionierung auf Verwertungslogik in sanfter AusfĂŒhrung.


Wirtschaftsfaschismus im Mikrokosmos

So klein es scheint, so groß ist die Geste: der Morgengruß als Mikrofascio — eine Kleinarchitektur des Zwangs, in der sich der Ton der Welt spiegeln lĂ€sst.

  1. Standardisierung der Affekte — Freundlichkeit wird verwertbar: ein Rohstoff, der gemessen, kalibriert und eingesetzt werden kann. Ein LĂ€cheln tilgt den Widerstand, ein Nicken ersetzt ein Argument.

  2. Kolonialisierung der Aufmerksamkeit — Der Gruß entreißt dem Geist die erste freie Minute: ein kurzer Riss, und das Denken fĂ€llt in die LĂŒcke. Kopf senken, Sozialmaske aktivieren — und das eigene Fragen ruht bis zur Mittagspause.

  3. Reproduktion der Hierarchie — Wer zuerst grĂŒĂŸt, wer antwortet, wie lange das Augenspiel dauert: kleine Riten schreiben Rang und Rangordnung in die Luft; unsichtbare Linien ziehen sich von TĂŒr zu Tisch, von Flur zu Flur.


Zitat des Dorfzwockels:

„Hinter jedem ‚Guten Morgen‘ lauert ein ‚Funktioniere!‘ Die ZĂ€higkeit des Kaffees, die HĂ€rte des Schreibtischs — alles schon im Gruß enthalten.“


Alternativentwurf

Wie könnte ein Gruß klingen, der die Ketten nicht lĂ€nger fĂŒttert? Ein befreiender Gruß wĂŒrde Risse erlauben — und in jenen Rissen die Möglichkeit entzĂŒnden.


Ein möglicher, befreiender Morgengruß (als Mini-Ritual)

  1. Blickkontakt — nicht prĂŒfend, nur anwesend.
  2. Ein kurzes, echtes Wort: „Guten Morgen“ oder „Alles gut?“ oder auch Schweigen.
  3. Ein freies Ende: keine Antwortpflicht; das GegenĂŒber darf ein, aus oder still bleiben.

Schlussstrophe — im Schnabel des Galgenvogels

O Morgen, laß den Zwang dir nicht anhaften,

wie eine Uhr, die stumm den Menschen misst.

Ein Gruß, ein Atem — sollt’ er nicht verkraften

die Schwere, die der Hung der Pflichten ist.

Lass Brechen sein, wo Brechen nötig, leise;

und Freiheit dort, wo Pflicht zu schwer gedeiht.

Ein Wort — kein Befehl — in dieser alten Reise,

so möge neue Morgenstunde schreiten weit.


Ende.