Nimmermehr!

Trauerrede auf die menschliche Gemeinschaft

Liebe Unsichtbaren, liebe Anwesenden,
wir stehen hier nicht vor einem Grab, sondern vor einem Kabel,
das in der Sonne liegt wie eine vertrocknete Wurzel.
Es war einmal verbunden mit einem Automaten,
der Brot und Eier spendete, ein Versprechen aus Stahl und KĂŒhlung.
Doch wie der Dorfzwockel feststellte: auch Automaten können geghostet werden.
Sie kamen, surrten, und verschwanden –
zurĂŒck bleibt nur das Relikt der Versorgung, ein schwarzer Strang im Staub.

Wir gedenken nicht dem GerĂ€t, nicht den Nudeln und nicht den SĂŒĂŸigkeiten.
Wir gedenken dem, was nicht reagierte,
dem Nicken ohne Wort, dem Schweigen ohne Gewicht,
den GesprÀchen, die nicht stattfanden,
den Echohallen, die algorithmisch gefĂŒllt, aber menschlich leer waren.

Die Netiquette der 1990er, sie hatte noch Worte: „Bitte“, „Danke“.
Heute hat die Filterblase Harmonie im Angebot –
eine Harmonie, die so glatt ist, dass jedes „Es funktioniert nicht“ darin ertrinkt.
Und so starb ein StĂŒck menschliche Gemeinschaft,
nicht im Streit, nicht im Aufschrei,
sondern im unbemerkten Schweigen.

Der Dorfzwockel klebte Plakate,
er schrieb E-Mails, er bot Hilfe im Schatten an.
Nichts kam zurĂŒck, bis die Maschine fragte:
„Warum lĂ€uft er nicht mit?“
Erst die Berechnung, nicht die Erinnerung, machte ihn sichtbar.
So bleibt uns nur festzuhalten:
Die Gemeinschaft lebt weiter – aber als Funktion, nicht als Beziehung.

Darum trauern wir heute.
Um das Dorf, das nicht hörte.
Um den Automaten, der nichts verkaufte.
Um das Kabel, das niemand wegrÀumt.
Und vielleicht auch um uns selbst,
weil wir lÀngst mehr den Maschinen dienen
als einander.

Die dem Proprietariat - alles andere funktioniert eh lÀngst nicht mehr!

Meta: Ein Nachruf ohne Blumen, nur Worte im Wind.