(verfasst in Gedenken an eine Gesellschaft, die sich selbst archiviert hat)
Hiermit verabschieden wir uns feierlich und endgĂŒltig von einer Zivilisation, die einst vorgab, etwas mit Gemeinschaft, Verantwortung und Bedeutung zu tun zu haben.
Sie ist nicht plötzlich gestorben â sie hat sich langsam entzogen, wie ein Akku, der sich nicht mehr laden lĂ€sst, weil das LadegerĂ€t schon lange im falschen Haus liegt.
Die Verstorbene hinterlÀsst:
- einen vollen Veranstaltungskalender mit leeren StĂŒhlen,
- zahlreiche FörderantrÀge mit feinstem Papiergeruch,
- Busse, die fahren, wenn keiner will,
- und Webseiten, die nur Maschinen besuchen.
Sie litt zuletzt unter schwerer Imageverstopfung, kombiniert mit akuter Resonanzvermeidung und einem terminalen Fall von âWir machen doch schon wasâ. Therapie wurde angeboten â in Form von Feedbackbögen und Seniorenquiz. Es half nichts.
Die Trauerfeier findet nicht statt. Niemand hat Zeit. Es wurde keine WhatsApp-Gruppe gegrĂŒndet. Und die Vereine hatten den BĂŒrgerbus nicht reserviert.
Statt Blumen bittet die Verstorbene um einen letzten Klick auf www.nimmermehr.rip, damit wenigstens der Server weiĂ, dass sie mal da war.
In stillem Gedenken â nicht, weil es hilft, sondern weil wirâs nicht lassen können.
(Posthum veröffentlicht durch einen Server, der nichts davon weiĂ.)