Nimmermehr!

Einsame Weihnacht — Ghosting als Restwärme

Ghosting (Symbolbild)

Der Kreis ist fast geschlossen.
Fast reicht.

Was fehlt, fehlt nicht laut.
Es fehlt warm.

Ghosting wird oft als Abwesenheit beschrieben.
Als Loch.
Als Leere.

Das ist zu einfach.

Hier ist nichts verschwunden.
Hier ist etwas entkoppelt.

Die Ordnung hielt einmal.
Kommunikation hatte Richtung.
Antworten kannten ihre Adresse.

Jetzt glĂźht eine Kerbe.

Kupferrot, nicht zufällig.
Nicht dekorativ.
Kupfer leitet. Kupfer speichert. Kupfer gibt weiter, auch wenn niemand mehr abnimmt.

Dort, wo niemand mehr antwortet,
ist trotzdem noch etwas in Bewegung.

Das ist keine Hoffnung.
Das ist Physik.

Energie stirbt nicht.
Sie verteilt sich.
Sie verliert Bindung, nicht Existenz.

Ghosting wirkt so lange,
weil nichts sauber endet.
Kein Abschied. Kein Bruch. Kein Schnitt.

Nur ein Übergangszustand,
der Zeit braucht.

Weihnachten verstärkt das.
Rituale setzen Kreise voraus.
Tische. Gespräche. Wiederkehr.

Fällt ein Kontakt heraus,
bleibt kein Loch,
sondern eine warme Asymmetrie.

Man sitzt nicht allein,
man sitzt ohne GegenĂźber.

Der Kreis hält.
Die Kerbe glĂźht.

Und genau deshalb tut es weh.

Nicht weil nichts mehr da ist,
sondern weil noch etwas wirkt,
obwohl niemand mehr da ist.

Das ist einsame Weihnacht.


KIQ-Siegel · Einsame Weihnacht — Ghosting als Restwärme KIQ-Siegel nach Infologie-Codex. Status: Wahrnehmung/Meinung, revidierbar.

KIQ — Informationsquotient Wert: 6.8 · mittlere–hohe semantische Last Status: Wahrnehmung / Meinung (revidierbar) Begründung: metaphorische, thermodynamische Lesart von Ghosting