Nimmermehr!

Digitale Grundversorgung als soziale RealitÀt

Abstract

Die zunehmende Digitalisierung von Bildung, Verwaltung und sozialer Teilhabe hat dazu gefĂŒhrt, dass digitale EndgerĂ€te faktisch zur Grundausstattung von Familien gehören. Dennoch werden sie weiterhin als optionale KonsumgĂŒter behandelt. Dieser Text argumentiert, dass ein Tablet heute funktional dem Schulranzen entspricht: nicht luxuriös, sondern notwendig. Anhand ökonomischer, pĂ€dagogischer und infrastruktureller Perspektiven wird gezeigt, warum die gegenwĂ€rtige Kostenverteilung sozial problematisch ist und welche Rolle gemeinschaftliche technische Strukturen (z. B. Familien- oder Dorfhubs) als Kostenbremse spielen können.


Ein Junge steht im Mittelpunkt, wĂ€hrend Erwachsene ihm die Schuld fĂŒr ein Missgeschick geben, das durch einen zerbrochenen Bildschirm auf einem Tablet und eine beschĂ€digte Schultasche symbolisiert wird. --- Das Bild zeigt einen Jungen, der in der Mitte der Komposition steht. Er trĂ€gt ein kurzĂ€rmeliges Poloshirt und kurze Hosen. Er hĂ€lt in der einen Hand eine Schultasche und in der anderen ein Tablet, beide GegenstĂ€nde weisen Risse auf, die sich als Zickzacklinie fortsetzen und sich ĂŒber den Steinboden vor ihm erstrecken. Im Hintergrund stehen fĂŒnf Erwachsene, die mit dem Finger auf den Jungen zeigen und scheinbar VorwĂŒrfe aussprechen. Die Szene vermittelt eine AtmosphĂ€re der Anspannung und des Tadels, wobei der Junge im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, wĂ€hrend die Erwachsenen ihn beschuldigen, möglicherweise fĂŒr den Schaden verantwortlich zu sein. Der Stil ist klar und detailreich, mit klaren Linien und Schattierungen, die die Szene lebendig werden lassen. Die Stimmung ist angespannt und der Junge wirkt isoliert und verletzlich unter dem Druck der VorwĂŒrfe.


1. Problemstellung

Der Satz

„Ein vernĂŒnftiges Tablet kostet fast so viel wie ein Schulranzen“

ist keine Metapher, sondern eine prÀzise Zustandsbeschreibung.

Er markiert einen Übergangspunkt:
Digitale Infrastruktur ist nicht lÀnger ErgÀnzung, sondern Voraussetzung.

Gleichzeitig bleibt ihre Finanzierung privatisiert.


2. BegriffsklÀrung: Digitale Grundversorgung

Digitale Grundversorgung bezeichnet jene technischen Mittel, ohne die eine gleichberechtigte Teilhabe an Bildung, Kommunikation und Organisation nicht mehr möglich ist.

Dazu zÀhlen:

Nicht dazu zÀhlen:

Diese Unterscheidung ist zentral, da politische und gesellschaftliche Debatten sie systematisch verwischen.


3. KostenrealitÀt in Familien

Eine nĂŒchterne AufschlĂŒsselung zeigt:

Damit liegt die EinstiegshĂŒrde auf dem Niveau klassischer Schulmaterialien – jedoch ohne entsprechende kollektive Finanzierung.

Die Kosten sind nicht exorbitant, aber sozial ungleich verteilt.


4. Einmalige Kosten vs. dauerhafte Belastung

Entscheidend ist nicht der GerÀtepreis, sondern das Kostenmodell.

Langfristig gĂŒnstiger sind Systeme, die:

Kurzfristig gĂŒnstiger wirken dagegen:

Empirisch zeigt sich, dass letztere ĂŒber mehrere Jahre höhere Gesamtkosten verursachen (vgl. Plantin et al., 2018).


5. Infrastruktur als soziale Entlastung

Gemeinschaftlich genutzte technische Infrastruktur – etwa Familien- oder Dorfhubs – erfĂŒllt mehrere Funktionen:

Damit ist Infrastruktur kein Luxus, sondern ein sozialer Stabilisator.


6. Visualisierung: Kostenlogik (schematisch)

Der folgende SVG-Block dient der begrifflichen KlÀrung, nicht der Illustration.

Einmalige Kosten GerĂ€t · HĂŒlle Dauerhafte Kosten Abos · Plattformbindung Nachhaltige Systeme verschieben Kosten nach links.

7. Normative Einordnung

Der Satz

„Kind großziehen darf kein Luxus sein“

ist keine moralische Floskel, sondern ein PrĂŒfstein fĂŒr Infrastrukturpolitik.

Wenn digitale Grundversorgung privat finanziert werden muss, entsteht strukturelle Ungleichheit – unabhĂ€ngig von individueller Kompetenz oder Verantwortungsbewusstsein.


8. Schlussfolgerung

Digitale GerÀte sind heute funktional vergleichbar mit klassischen Lernmitteln. Ihre Behandlung als Konsumgut ist eine historische Verzögerung.

Nicht Technik ist das Problem, sondern ihre soziale Einbettung.


Literatur (APA)

Plantin, J.-C., Lagoze, C., Edwards, P. N., & Sandvig, C. (2018). Infrastructure studies meet platform studies in the age of Google and Facebook. New Media & Society, 20(1), 293–310. https://doi.org/10.1177/1461444816661553

Selwyn, N. (2016). Education and Technology: Key Issues and Debates. London: Bloomsbury Academic. https://doi.org/10.5040/9781474257492

Van Dijk, J. (2020). The Digital Divide. Cambridge: Polity Press. https://doi.org/10.1002/9781119596192


Ende. Kein Ausblick. Keine Beschleunigung.


Gewidmet meinem Vater
(Informatiklehrer, ErklÀrer, Möglichmacher),
der morgen 83 Jahre alt geworden wÀre.

Vieles von dem, was hier als selbstverstÀndlich erscheint,
war einmal Neuland –
und wurde geduldig vermittelt.

Diese Zeilen stehen auf Schultern.